Unmittelbar nach der Fertigstellung des ‘WOLF’, Ende März 1935, nahmen Hirth und Seeger die zweite Neukonstruktion in Angriff. Die Arbeit stand unter erheblichem Zeitdruck, denn die ‘MINIMOA’ sollte bereits im Sommer beim Rhön-Wettbewerb starten.
Der Knickflügel von Dr. Wenk verlieh dem Flugzeug die charakteristische Silhouette, die später zum Firmenlogo wurde. Der Knick zusammen mit der davon ausgehenden Pfeilform sollte für den Blindflug hervorragende Kurs- und Längsstabilität gewährleisten. In der knappen Zeit erforderte die Realisation des Flügels jedoch große Anstrengung. Schließlich konnte der erste Prototyp gerade noch rechtzeitig eine Woche vor Wettbewerbsbeginn erprobt werden.
Über die genaue Entstehungszeit dieser Minimoa gibt es leider keine belegbaren Informationen. Sicher ist, daß sie vor 1939 bei Schempp-Hirth gebaut wurde. Der Rumpf entstand sehr wahrscheinlich bereits im noch heute an gleicher Stelle existierenden Betrieb in Kirchheim/Teck. Der Flügel weist einige Rätsel auf, die bei der Restaurierung beim AC-Stuttgart im Jahr 2007/2008 zu Tage kamen. Sehr wahrscheinlich wurden die Schempp-Hirth Bremsklappen nachträglich eingebaut. Außerdem fanden sich noch Reste eines Steges im hinteren Bereich des Innenflügels, was auf ursprünglich vorhandene Hinterkantenklappen deuten könnte. Diese wurden aber vermutlich nur bei den ersten drei Hochdeckerversionen eingebaut, so daß unsere Minimoa womöglich einen wesentlich älteren, sehr wahrscheinlich noch in Göppingen gebauten Flügel besitzt.
Wo die Minimoa bis 1945 flog ist nicht bekannt. Bei Kriegsende wurde sie glücklicherweise nicht zerstört, sondern gelangte zu dem RAF Stützpunkt in Geilenkirchen. Hier wurde sie noch einige Jahre geflogen und sollte dann verbrannt werden. Dies erfuhr ein englischer Segelflieger, der heute in Neuseeland noch als Fluglehrer tätig ist und kaufte den schon etwas heruntergekommenen Vogel kurzerhand für ca. 20 englische Pfund auf. Aus Ermangelung eines Anhängers wurde die Minimoa auf recht abenteuerlicher Weise mit einer betagten Tiger-Moth im F-Schlepp überführt. In den 70er Jahren erhielt dann in England die Minimoa eine handwerklich sehr gut durchgeführte Überholung, bei der leider alle Hinweise auf die Baunummer etc. entfernt wurden. In dem grünlich gelb gehaltenen Ton mit schwarzen Verzierungen und durchscheinender Baumwollbespannung flog die Minimoa bis zum Jahr 2007, bis sie dann eine wunderschön ausgeführte Grundüberholung durch den Aeroclub Stuttgart bekommen durfte. Allerdings reiste der schöne Vogel davor noch ordentlich durch die Weltgeschichte. So war sie 12 Jahre in den USA stationiert bevor sie wieder nach Europa, zunächst nach Holland zurück durfte. Hans Disma kümmerte sich dort intensiv um das Flugzeug, stattete sie mit einer umfangreichen originalen Instrumentierung aus und flog den schönen Vogel auf vielen Treffen. Endlich – nach über 60 Jahren gelangte die Minimoa 2002 nach langer Odyssee wieder zurück in Ihre Heimat. Seitdem wird sie gerne von der Hahnweide aus geflogen. Bemerkenswert ist, daß über die ganze Zeit die Minimoa mit ganz kurzen Unterbrechungen immer flugbereit war und sich nach wie vor in einem hervorragenden Bauzustand befindet.
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