Unser WOLF wurde voraussichtlich 1937 gebaut und das dritte Reich schenkte dieses Flugzeug dem Transvaal Pioneer Gliding Club in Südafrika. Dieser Club war das Hauptquartier der deutschen Segelflieger in SA. Dort flog er mit der Kennung ZS-33 bis Mai 1940. Zu diesem Zeitpunkt gab das Union Government eine Proklamation heraus, die das Fliegen von zivilen Motor- und Segelflugzeugen verbot. Die Armee übernahm den WOLF für 175 englische Pfund und nutzte ihn zur militärischen Schulung von zukünftigen Piloten. Insgesamt wurden 51 Segelflugzeuge übernommen und der No4 Gliding Wing an der No75 Air School in Lyttelton südlich von Pretoria zugeführt (s. Film am Ende des Artikels). In der Nähe in Quaggaport wurde ein Hangar für die Segelflugzeuge errichtet und ab dem 28. Juli 1941 fand dort der erste Segelflugausbildungskurs statt. Es wurden insgesamt 54 Kurse durchgeführt und der letzte endete am 9. Oktober 1943. Danach wurden die Segelflugzeuge in Quaggaport eingelagert. 1946 kam die Entscheidung, die Flugzeuge wieder den Vorbesitzern anzubieten. Zu diesem Zeitpunkt waren neben unserem noch zwei weitere WÖLFE eingelagert. Vermutlich waren sie alle mit Blindfluginstrumentierung für Wolkenflug ausgestattet ( Variometer, Höhenmesser, Fahrtmesser, Kompass, Wendezeiger, Längsneigungsmesser). 1948 wurde mit unserem WOLF der nationale Höhenrekord in Südafrika erflogen. Pierre Retief stieg in einer Wolke bis auf 18000ft. Aufgrund starker Vereisung streikten seine Instrumente und er versuchte durch Trudeln abzusteigen. Der Barograph zeigte jedoch, daß er trotzdem zunächst weiter stieg. Irgendwann gelang ihm dann völlig vereist der Abstieg aus der Wolke.
Die zivile Luftfahrtbehörde in Südafrika registrierte die Segelflugzeuge erst wieder ab Februar 1949. Am 8. Februar 1949 gehörte unser WOLF wieder dem Transvaal Pioneer Gliding Club und trug das Kennzeichen ZS-GAD. Im Februar 1953 ging er an den Johannesburg Soaring Club über und wurde dort bis August 1962 unter der o.g. Kennung betrieben. Dann erlosch seine Zulassung. Das u.g. Bild zeigt den WOLF auf dem ältesten Sportflugplatz in Südafrika; dem Baragwanath Airfield. Dieses Bild muß in der Zeit zwischen 1949 und 1962 entstanden sein. Danach ist der WOLF irgendwie nach Parys südwestlich von Johannesburg gelangt. Dort haben ihn seine letzten Vorbesitzer, Walter Walle, Messrs Dirk Hattingh, Jan Coetzee an der Hangarwand hängend gefunden und nach Bloemfontein gebracht. Das Flugzeug wurde offenbar unter seiner alten Kennung wieder zugelassen und flog dort bis Mitte 1976. Danach wurde mit einer Grundüberholung begonnen, die jedoch nicht abgeschlossen wurde. Der WOLF wurde dann nach langer Standzeit im Hangar und mehreren Umzügen, bei denen Transportschäden entstanden, schließlich in Folie eingepackt und unter einem Hallendach bis Frühjahr 2011 eingelagert.
Nach langer Überlegung entschied sich Walter Walle dann, dem Fliegenden Museum Hahnweide das Flugzeug zu überlassen. Dick Bradley von Soaring Safaries stellte freundlicherweise einen Platz für den Wolf in seinem Flugzeug-Container zur Verfügung, mit dem das Fliegerchen nach 3-wöchiger Seereise zum Royal Navy Gliding Club in Lee-on-the Solent, Südengland, gelangte. Hellmut Hirth und Martin Konermann brachten es von dort auf dem Landweg zur Hahnweide. Von Herbst 2011 bis Sommer 2015 wurde der WOLF mit einem Arbeitsaufwand von ca. 4400 Stunden wieder flugfähig restauriert und absolvierte nach fast 40 Jahren am Boden am 24.07.2015 nach der Restaurierung seinen Erstflug auf der Hahnweide. Nach unserer Kenntnis handelt es sich bei unserem WOLF neben dem brasilianischen PT-PAQ um einen der letzten beiden weltweit bekannten original GÖ1 WOLF- Werksbauten. Momentan ist es wohl der einzig fliegende WOLF und das älteste noch fliegende Schempp-Hirth Flugzeug.
Link zu einem Film: http://www.britishpathe.com/video/glider-pilots
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